Der Zirkus ist wieder in der Stadt! Und das Publikum darf zum Teil wieder in der Manege des Bundesliga Fußballs dabei sein. Zwar erst mal mit maximal 25000, aber im Gegensatz zu Geisterspielen sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Nun muss jeder für sich entscheiden, ob dies das Fußballerlebnis ist, mit dem er leben kann. 2G, Time-slots am Eingang, personalisierte Tickets, feste Plätze, Maskenpflicht außer am eigenen Platz usw. Mit meiner Vorstellung von Fußball und Stadionerlebnis hat das leider wenig zu tun. Aber wie gesagt, jeder Jeck is anders. Na, dann schauen wir mal voraus, wann uns diese Saison noch so alles erwartet und was es uns noch so bringen kann.
Sportlich war der Auftakt schon mal nicht so schlecht. Souverän die erste Hürde in DFB Pokal genommen und mit dem 5:2 gegen Frankfurt schon mal ein kleines Ausrufezeichen in der Liga gesetzt. Die norwegische Wuchtbrumme Haaland scheint schon wieder alles in Grund und Boden zu schießen zu wollen. Fünf Tore in den ersten 2 Pflichtspielen. Kann man mal machen. Es gibt auch wenig Anzeichen, dass irgendjemand diesen blonden Hünen stoppen könnte. Und damit taucht auch schon das erste Fragezeichen auf. Denn jeder Kommentar über den sensationellen Haaland endet mit einem …“aber“. Nach jedem einzelnem Tor werden die Reporter nicht Müde darauf hinzuweisen, dass er ja nächstes Jahr sicher nicht mehr bei der Borussia spielen wird. Und sie werden damit sehr wahrscheinlich auch recht haben. Man kann sich entweder jetzt schon darüber ärgern, oder aber einfach sich an der norwegischen Urgewalt erfreuen, solange er noch in schwarz-gelb die Gegner überrollt. Wir werden es leider nicht ändern können.
Die Konkurrenz hat gleich am ersten Spieltag schon mal gepatzt. Die Bayern starteten mit einem Remis gegen Gladbach. Die Dosen aus Leipzig ließen gleich mal alle Punkte bei der Corona gebeutelten Rumpftruppe aus Mainz liegen. Und schon wird wieder spekuliert, ob der BVB tatsächlich den Bayern die Meisterschaft abspenstig machen kann. Ne, ist klar 1. Spieltag und so! Obwohl die Glaskugel noch sehr trübe daherkommt, wird bei jedem Interview auch schon wieder das Bekenntnis zu Meisterschaft eingefordert. „Ihr wollt doch Meister werden, oder? Mit dieser Leistung muss doch die Meisterschaft das Ziel sein?“ Alles schon wieder sehr originell. Das sind dann die gleichen Reporter, die nach einem 1:1 in Köln nachfragen, „reicht so eine Leistung um Meister zu werden? War das nicht viel zu wenig um den Bayern gefährlich zu werden?“ Um nachdem die Bayern in der Tabelle vorbeigezogen sind festzustellen, „da haben die Dortmunder mal wieder den Mund zu voll genommen“. Ach ja, auch damit werden wir vermutlich in dieser Saison wieder leben müssen.
Und dann hat es nur 81 Minuten gedauert, bis der Videoassistent wieder alle Fußball Fans verzweifeln ließ. „VAR es noch Fußball, oder VAR es schon Gerechtigkeit?“. Man mag es kaum glauben, wir gehen in die 4. Saison des Video Assisted Referee. Täglich ruft das Murmeltier, oder aber der Keller aus Köln. Die Diskussion über, was ist eine krasse Fehlentscheidung, wann greift der VAR ein, wann geht der Schiri zum Monitor, ist schon wieder im vollen Gange. Seit Jahrzehnten ärgern wir uns gelegentlich über Schiedsrichterentscheidungen. Vermuten einen Bayern Bonus, oder wundern uns Handelfmeter. All das sollte eigentlich der VAR überflüssig machen. Aber irgendwie ist das Gegenteil der Fall. Während man sich früher alle paar Spieltage mal über mögliche Fehlentscheidungen echauffierte, schüttelt man heute mehrfach am Spieltag über fragwürde VAR Entscheidungen den Kopf. Nichts, aber auch wirklich Nichts ist besser geworden mit der Einführung des VARs. Es ist noch schlimmer geworden. Befreiender Torjubel gibt es nicht mehr. Mal VAR Check abwarten. Kann schon mal ein paar Minuten dauern. Ganz schön zäh die ganze Sache. All dies, um dann zu Hause beim Betrachten der Fernsehbilder im Sportstudio festzustellen, dass man für die getroffene Entscheidung auch würfeln hätte können. Nennt man dann 50/50 Entscheidung. Mein Lieblingskommentar, „es hat ein Kontakt gegeben!“ Seht doch bitte ein, der VAR muss wieder weg! Dem Fußball zu liebe.
Auch wo anders wird seit diesem Wochenende wieder gegen den Ball getreten. In England zum Beispiel. Dort ist man offensichtlich so gut durch die Pandemie gekommen, als wäre nichts gewesen. Es werden zwar ca. 130.000 weniger Engländer die Premier League als zuvor verfolgen, aber ansonsten dort alles Tipi-Topi. Die englischen Clubs haben gar nicht gemerkt, dass keine Zuschauer im Stadion waren. Offensichtlich hat man beim Aufräumen unter den Kopfkissen noch ein paar hundert Millionen gefunden, die wohl die Zahnfee dort deponiert haben muss. Jedenfalls wirft man wieder ungeniert Unsummen um sich, als hätte Graf Koks im Lotto gewonnen. Für Jadon Sancho überweist uns Manchester United 85 Millionen, Stadtrivale City blättert 117 Millionen für Jack Grealish auf den Tisch. Chelsea holt Romelu Lukaku für lumpige 115 Millionen. Hierbei muss es sich um einen seltsamen Fall von Fußball Alzheimer handeln. Oder man hat gar nicht gemerkt dass man den Spieler bereits 2011 verpflichtet hat, um ihn dann 2012 zu West Brom zu verleihen, ihn 2013 zurück zu holen, um ihn dann zu Everton zu verleihen, ihn 2014 an Everton zu verkaufen. Irgendwie hat man dann zwischenzeitlich den Überblick verloren. Bis man in diesem Sommer die Frage feststellte, wo ist eigentlich Lukaku? Für 115 Millionen Finderlohn an Inter konnte das dann geregelt werden. Schon mal was von Ben White gehört? 36 Premier League Spiele für Brighton & Hove Albion waren Anlass genug für Arsenal kurz mal 58 Millionen zu überweisen. Und dann hätten wir da noch Harry Kane. Tottenham ziert sich offensichtlich noch ein bisschen die 170 Millionen aus Manchester anzunehmen. Na, hoffentlich findet die Zahnfee auch mal den Weg zu mir.
In Spanien hat man gerade festgestellt, dass die Zahnfee nun ihren permanenten Wohnsitz nach England verlagert hat. Bedauerlicherweise hat sie vorher noch den Gehaltsscheck von Lionel Messi unter Barcelonas Kopfkissen gefunden und mit auf die Insel genommen. Im Tresor der Katalanen sind nur noch eine paar alte Peseten übrig geblieben, für die der argentinische Fußballfloh offenbar nicht spielen wollte. So wurde aus dem „Herzensclub“ rechts schnell der Club, „leckt mich am Arsch wenn ihr mich nicht mehr bezahlen könnt“. Aber glücklicherweise dauerte es nicht lange, bevor PSG sich dem bedauerlichen Sozialfall Messi angenommen hat. Für ne warme Mahlzeit, 40 Millionen Jahresgehalt plus 40 Millionen Handgeld bot man ihm Asyl in Paris an. Ein Glücksfall für den Traditionsclub, der sich schon lange nach einem richtigen Fußball Star sehnte. Hat man doch bisher lediglich so durchschnittliche Kicker wie Meymar oder Mbappé in seinen Reihen. Vielleicht klappt es ja dann auch mit dem Meistertitel in Frankreich. Zwar ist man sicher der Underdog, aber mit ein bisschen Glück könnte es ja klappen dem Favoriten OSC Lille den Titel abzuluchsen. Die Sch´tis aus der französischen Metropole Lille waren im letzten Jahr einfach nicht zu schlagen. Oh Zipfel, wasch für Braunkack, dachte man sich im Emirat. Aber zum Glück hat der Blödbommel aus der Wüste ja ne Ölquelle und muss sich nicht auf die Zahnfee verlassen.
Auch die UEFA war jahrelang auf der Suche nach der Zahnfee. Aber das raffinierte Ding ist aalglatt und ist einfach nicht zu fassen. Im letzen Jahr vermutete man dieses Luder in den Katakomben von Manchester City. Man war sich sicher den Übeltäter gefasst zu haben und zog ihn unerbittlich vor Gericht. Im Namen des Financial Fairplay, wurde der Delinquent seiner gerechten Strafe zugeführt. Rausschmiss aus der Champions League. Nimm das, du Halunke! Doch dann schaltete sich die CAS ein und sprang den geknechteten und unterprivilegierten Opfer zur Seite. Alles nur ein Missverständnis. Der Zahnfee war nichts Illegales vorzuwerfen. Und sind wir doch mal ehrlich, wer von uns ohne Sünde ist, der solle das erste Geldbündel werfen. Und so begab es sich, dass man aus Trotz einfach ins Champions League Finale einzog. Nimm das, UEFA! Also dachte man sich bei der UEFA, wenn sich schon keiner an unsere Regeln hält, dann brauchen wir auch keine. Das hat man in Nyon richtig erkannt und schafft nun einfach das Financial Fairplay ab. Das macht Kapazitäten frei und man kann sich wieder auf die eigenen korrupten Machenschaften widmen. Machte ja auch keinen Sinn wenn der Ladendieb ständig den Taschendieb verpfeift. Ganovenehre halt.
So das sind also die Themen, die uns aktuell und wohl in den nächsten Monaten beschäftigen werden. Wann wir alle wieder ins Stadion dürfen? Man weiß es nicht. Dann gab es ja noch die Stellungnahme des Kartellamtes. Die Bewertung der Aufsichtsbehörde in Sachen 50+1 Regel könnten einen auf den ersten Blick Mut machen. Vieles was dort angesprochen wurde ist mit Sicherheit im Sinne der meisten Fußball Fans. Nun liegt der Ball wieder bei der DFL. Doch welche Schlussfolgerung die DFL daraus zieht, könnte am Ende das Gegenteil von dem sein, was wir uns alle davon erhoffen. Denn glaubt jemand ernsthaft, dass Leverkusen, Wolfsburg, Hoffenheim und Leipzig aus der Liga verbannt werden? Das Bundeskartellamt ist keine Institution zum Wohle von Fußball Fans. Ihnen geht es um die Wettbewerbsgleichheit in einem Markt. Das bedeutet dann letztendlich, wenn die in Frage stehenden Clubs weiter ein Wettbewerbsvorteil mit Duldung der DFL genießen, dann kann es im Umkehrschluss nur eine Lösung geben. Und die heißt Abschaffung der 50+1 Regel, um die Wettbewerbsgleichheit unter allen Vereinen sicher zu stellen. Man darf gespannt sein, wie die DFL diesem Dilemma begegnet.
Weiter in die Zukunft geblickt, zeigen sich am Horizont schon die nächsten dunklen Wolken am Fußballhimmel. Im nächsten Jahr geht es mit der WM in die Wüste. 2024 geht die reformierte Champions League an den Start. Und wer glaubt die Super League ist begraben und beerdigt, wird sich noch wundern wie die Untoten der Super Clubs ihre gierigen Hände aus dem Grab stecken. Und, immer noch Bock auf Fußball? Ich bewundere die Optimisten unter euch. Ich wünsche mir, ihr habt recht damit. In diesem Sinne, auf die neue Saison!