Nostradamus reloaded!
Bereits am zweiten Spieltag hatte ich schon mal ein Saison Fazit prognostiziert. Wie versprochen, nehmen wir uns den Text von damals noch mal zur Wiedervorlage vor. Das erschreckende ist, dass Vieles des Vorhergesagten so, oder so ähnlich tatsächlich eingetroffen ist. Das liegt allerdings weniger an meinen unglaublichen prophetischen Fähigkeiten, sondern vielmehr, dass der aktuelle Fußball leider so vorhersehbar geworden ist. Die Weisheit „man geht zum Fußball, weil man nicht weiß wie es ausgeht“ kann man leider genauso in die Mottenkiste der Vergangenheit kicken, wie „Geld schießt keine Tore“.
Also schauen wir uns die Prognosen mal im Einzelnen an. Das der FC Bayern zum 10. Mal in Folge Deutscher Meister wurde, war nun wirklich keine unabsehbare Schicksalsfügung. Diese Erkenntnis haben sicher 99% vorausgeahnt (das eine % dürften wohl Querdenker gewesen sein!). Das der BVB auf den Champions League Plätzen ins Ziel einlaufen würde, brauchte auch nicht unbedingt hellseherische Fähigkeiten. Das es relativ locker auf Platz 2 hinauslief, lag in Grunde aber auch weniger an den eigenen großartigen Leistungen, sondern vielmehr an der Schwäche der Konkurrenz. Und ja, wie prognostiziert fing man sich die obligatorischen peinlichen Niederlagen gegen die kleinen der Liga ein. Zuhause gegen Bochum, Unentschieden in Augsburg, auswärts bei der Hertha, Unentschieden in Köln, Unentschieden in Bochum ein. Von Champions League und Europa League wollen wir erst gar nicht anfangen.
Das Aus im DFB-Pokal war eigentlich gegen Bayern vorgesehen. Aber da die sich schon zuvor selbst raus gekegelt haben, war es die Übermannschaft St. Pauli, die den Weg nach Berlin abrupt stoppte. Damit war man dann letztendlich schuld daran, dass die Brausedosen aus Leipzig ihre klebrige Plörre in den ehrwürdigen Pokal schütten konnten. Trainerwechsel. Da sah es fast danach aus, als sollte ich falsch liegen. Aber dann hat man haarscharf nochmal die Kurve gekriegt und Marco Rose in der Nachspielzeit gefeuert. Gut, mit dem Zeitpunkt hab ich mich ein bisschen vertan, aber dafür lag ich mit Nachfolger Edin Terzic wieder goldrichtig (ach ja das mit Ten Hag müssen wir vielleicht noch ein paar Monate verschieben, bis er entnervt bei United entlassen wird).
Was war noch? Stimmt Ööörling wechselt auf die Insel. Ok, ich geb`s zu, war jetzt auch nicht so schwer vorauszusagen. Aber in einem Punkt lag ich dann doch falsch. Anstatt das eingenommen Geld in noch mehr talentierte Mittelfeldspieler stecken, hat Kehl tatsächlich ne defensive Shopping Tour gestartet. Die Verpflichtungen von Süle, Schlotterbeck und Özcan machen Hoffnung, dass man in der kommenden Saison weniger Gegentore fressen wird. Also wie ihr seht, kann man tatsächlich am 2. Spieltag den Saisonverlauf relativ präzise voraussagen. Das dies so ist, macht mich eher traurig als triumphierend Stolz. Gerne hätte ich mich eines Besseren belehren lassen. Aber leider fürchte ich, dass dies für die absehbare Zukunft die traurige Wahrheit sein wird. Und weil dem so ist, werde ich mich ab jetzt nicht mehr dazu hinreißen lassen, eine vorzeitige Prognose abzugeben. Versprochen!
Rückblick Saison 2021/2022
Na dann zum eigentlichen Saison Rückblick. Und was soll man sagen, Panxatony Phil hat auch in diesem Jahr keine wirklich neuen Erkenntnisse gebracht. Für die Bayern reichte es auch dieses Jahr nicht. Auch der 2. Platz war eigentlich nie wirklich gefährdet. 8 Punkte hinter den Bayern, 5 Punkte vor dem Dritten Leverkusen und 12 Punkte vor Platz Fünf von Union. Ein seltsames Niemandsland in dem sich die Borussia befindet. Zu schlecht für Platz 1, zu gut für den Rest der Liga. Eine Tendenz die schon seit einiger Zeit besteht. Ein Niemandsland in dem die Realitäten verschwimmen. Diese Realität bedeutet, dass man auf Platz 2 den Trainer entlässt. Worüber im Rest der Liga in Extase ausbrechen würde, kostet Marco Rose seinen Job. „Eure Probleme würde ich gerne haben“, meint man aus anderen Clubs kopfschüttelnd vernehmen. Eine andere Realität halt!
In der Liga wurstelte man sich halt so durch. Halbwegs souverän, aber selten begeisternd. Gegen die Bayern gab`s die obligatorischen zwei Niederlagen. Wobei die Bayern erneut auf die freundliche Unterstützung der Unparteiischen verlassen konnten. Was soll man machen, der DFB ist halt auf dem Bayern Auge blind. Im DFB-Pokal war der Weg eigentlich geebnet und frisch asphaltiert, nachdem die Bayern von Gladbach den Arsch versohlt bekamen. Aber dann trabte man lustlos und behäbig gegen St. Pauli auf dem Millerntor Acker herum. Und Schwuppdiwupp war der wahrscheinlichste Titel auch schon futsch. Das man damit indirekt für den ersten Titel der Taurin Mafia aus Österreich verantwortlich ist, macht das Ganze noch schlimmer. Erst retten wir Dietmars Dorftrottel vor dem Abstieg, nun ebenen wir den Dosen den Weg zum Pokal. Tradition schlägt jeden Trend, aber manchmal tritt man sich dabei auch selber in die Eier. Und dann war da noch der europäische Auftritt der Borussia. In der „Todesgruppe“ mit Ajax, Besiktas und Sporting schaffte man es mit Mühe und Not auf Platz 3. Ein Auftritt peinlicher als der andere. Zu Belohnung durfte man dann noch in der Europa League antreten. „Also Scheiß drauf, holen wir den einzigen Titel den Borussia in der Vereinsgeschichte noch nicht gewonnen hat“. Hätte man sagen können. Stattdessen spielte man einfach genauso miserabel wie in der Champions League weiter. Und oh Wunder, mit dem gleichen Ergebnis. Sang und klanglos ging man gegen die Glasgow Rangers unter. Nebenbei, Glückwunsch an die Eintracht! Bisweilen wurde ich ein wenig neidisch. Erinnerungen an vergangene Europapokal Nächte schwirrten mir durch den Kopf.
Am Ende der Saison hat man dann noch Marco Rose den Stuhl vor die Tür gestellt. Nach Platz 2 in der Liga. Soll das in Zukunft heißen, wer nicht Meister wird fliegt? Wir nähern uns wohl bayrischen Anspruchssphären. Wobei die Bayern die Latte eher an den Champions League Titel legen. Sicher, es gab in dieser Saison sportlich schon einiges zu kritisieren. Gegentore en Masse, lustlos fahrige Auftritte. An Rose wurde eigentlich schon von Beginn an herumgekrittelt. Dass er nicht schon zu Hälfte der Saison entlassen wurde, lag wohl daran, dass die Champions League Quali eigentlich zu keinem Zeitpunkt ernsthaft gefährdet war. Ehrlicherweise auch durch die Schwäche der Verfolger. Rose hat bestimmt den einen oder anderen Fehler gemacht. Und als Trainer ist man eben auch für das Auftreten der Mannschaft auf dem Platz verantwortlich. Aber das sollte nicht als Alibi für die Spieler gelten. Denn wenn die Spieler ihre Leistung auf dem Platz nicht abrufen, dann ist auch der beste Trainer machtlos. Und wenn Jahr für Jahr neue Trainer scheitern, dann könnte der Verdacht aufkommen, es könnte wohl auch an den Spielern liegen. Die Trainer in den letzten Jahren kamen und gingen. Die Probleme sind aber scheinbar immer die gleichen geblieben. Ich habe für mich einen einfache Maxime für neue Spieler gefunden. Im ersten Jahr haben sie bei mir Schonzeit. Sich eingewöhnen, umzustellen kann schon mal eine wenig dauern. Im zweiten Jahr ist meine Geduld aber dann auch zu Ende, dann zählt Leistung. Gleiches wünsch ich mir auch für Trainer. Eine Chance was aufzubauen. Deshalb fand ich die Trennung etwas zu vorschnell. Jetzt wird es wieder Edin Terzic. Das hätte man schon vor einem Jahr haben können. Und das hätte ich mir auch aus vollem Herzen gewünscht. Aber sein Pech war, dass seine Eingewöhnung nur wenige Wochen dauern durfte. Zu lange für Aki. Der bekam kalte Füße und kaufte Marco Rose für 5 Mio. aus seinem Gladbacher Vertrag. Und hier kann man das Problem schon erkennen. Es sitzt eine Führungsetage höher. Nun ist es eben wieder Edin. Ich wünsche mir das er mehr Rückendeckung bekommt, als seine Vorgänger. Denn auch Edin Terzic hat es verdient mehr als nur ein Jahr auf der schwarz-gelben Trainerbank zu sitzen. Doch ich fürchte auch sein Schicksal hängt seiden dünn an den Launen und Befindlichkeiten der Spieler.
Der letzte Spieltag war geprägt von diversen Abschieden. Die meisten davon nimmt man halt so hin. Spieler kommen, Spieler gehen. Normalität im Betrieb des Profifußballs. Ganz ohne Wertung, das ist einfach so. Auch Haaland packt seine sieben Sachen und zieht nach Manchester weiter. Schon mit seiner Vertragsunterzeichnung bei Borussia war dies klar. Der zwischenzeitlich Haaland Hype ging so manchen aber dann doch ein bisschen auf den Keks. Aber außer ein paar 13 Jährigen mit ihren Pappschildern, hält sich der Trennungsschmerz beim größten Teil in Grenzen. Na dann Öööörling, tschö mit Ö! Ganz anders sieht die Sache bei Marcel Schmelzer aus. Bei seiner Verabschiedung flossen reichlich Tränen. 17 Jahre lang hat Schmelle getan, was Schmelle eben tut. Er ist die linke Seite rauf und runter gerannt. Kein Schnickschnack und Allüren, einfach Leidenschaft und Arbeit. Schmelle haben wir ja bereits an anderer Stelle ausführlich gewürdigt, damit soll es hier mal genug sein. Und dann verabschiedete sich noch Michael Zorc in den verdienten Ruhestand. Eine Karriere, die man eigentlich gar nicht groß genug würdigen kann. Das seine Laufbahn als Spieler schon länger zurück liegt, macht es wohl einen Tick weniger emotional als bei Schmelle. Aber wenn man mal einen Schritt zurück macht und sich das Ganze Bild betrachtet, dann merkt man was „Susi“ für Borussia Dortmund bedeutet hat. Borusse durch und durch. Kein Spieler hat je mehr Spiele für Borussia bestritten. Keiner hat mehr Elfmeter verwandelt. Jahrelang führte er Borussia als Kapitän auf den Platz. Von all den Titeln ganz zu schweigen. Und wer würde je den Moment vergessen, als Susi beim Derby 1997 bis zur 75. Minute auf der Bank schmoren musste. In Hitzfelds Ungnade gefallen, betrat der Kapitän eine viertel Stunde vor Schluss den Platz. All die angestaute Wut entlud sich dann in den 1:0 Führungstreffer. Angefressen wollte er anschließend Hitzfeld an den Kragen. Gut das seine Mitspieler ihn davon abgehalten haben. Nach der Karriere als Spieler wechselte Susi in die Sportliche Leitung von Borussia. Anfangs wenig ernst genommen, gab es wenig Spielraum zur Entfaltung zwischen den Alphatieren Niebaum und Meier. Als 2005 die beiden Größenwahnsinnigen den Verein endgültig an die Wand gefahren hatten, schien in Dortmund für immer die Lichter auszugehen. Meier und Niebaum wurden zum Teufel gejagt und Aki Watzke übernahm das Steuer. Zorc wurde zur Überraschung Aller Sportdirektor. Keine einfachen Jahre und es hagelte immer wieder Kritik. Aber Susi hat sich durchgebissen, wie er es schon als Spieler gemacht hatte. Mit der Verpflichtung Klopps 2008 ging es dann steil nach oben. In den folgenden Jahren hat Michael Zorc immer wieder den richtigen Riecher bewiesen und wichtige Spieler verpflichtet. Sicher, der ein oder andere Flop war auf jeden Fall auch dabei. Aber wenn man sich die komplette Bilanz anschaut, dann kann mach sicher sagen, fast alles richtig gemacht. Nach 44 Jahren ist also nun Schluss. Eine bemerkenswerte Karriere. Michael Zorc, ein ewiger Borusse! Jetzt wechselt er auf die Westtribüne und tut dort seiner Aussage nach, „was alle da machen, sich aufregen und meckern!“
Was war sonst noch so? Die Stadien sind wieder voll. In den letzten 4 Heimspielen konnte man nach gut 2 Jahren Corona Pandemie endlich wieder das komplette Stadionerlebnis genießen. Für manche mag es wohl anfangs ein wenig komisch gewesen sein, für mich war es einfach mal wieder Normalität. Normalität bedeutet aber auch, dass all die Assis wieder im Stadion sind. Offensichtlich sind die Deppen, die ihr Bier lieber in die Masse werfen als zu trinken, doch nicht ausgestorben. Man hätte sich eine evolutionäre Auslese in diesem Fall sicher gewünscht. Jetzt riecht es wieder nach Bratwurst, Bier und Pyro. Fußball halt! Zum Thema VAR gäbe es auch in dieser Saison wieder eine Menge anzumerken. Ich habe aber keine Lust mich weiter darüber aufzuregen. Es nervt einfach nur! Lasst diesen Quatsch einfach, es macht den Fußball nicht gerechter. Er macht ihn nur unerträglich. Im letzten Spiel gegen Hertha gab es gleich zwei Elfmeter aus dem Nichts. Nach gefühlten 5 Minuten kam man zum Schluss, Strafstoß! Nachdem Haaland die beiden verwandelte, hatte bloß irgendwie keiner Bock zu jubeln. Das macht keinen Spaß, so „macht ihr unsern Sport kaputt!“
In der Champions League hat man nun die Reform der Reform beschlossen. Besser wurde es leider nicht. Die umstrittenen 2 Nostalgie Wildcards wurden wieder verworfen. Dafür bekommen die erfolgreichsten Verbände der Fünfjahreswertung die beiden Startplätze. Das heißt in Zukunft wird wohl die halbe Premier League an der Champions League teilnehmen. Der Rest des Quatsches bleibt gleich. Keiner wird verstehen wer und warum gegen wen spielt. Die Schweizer-Käse-Tabelle wird bestimmt der Hit. Aber was am Ende zählt ist eben die Kohle, nicht der Sport. So überrascht es auch nicht, dass PSG mit der Vertragsverlängerung von Mbappé wiedermal in neue Sphären vorstößt. 50 Mio. Jahresgehalt, Bonus von 100 Mio. (für was weis man nicht so genau, vielleicht fürs morgendliche Aufstehen) und schlappe 300 Mio. Handgeld als Signing Bonus. Hoffen wir mal, dass dies als Heizkostenzuschuss reicht und der arme Kylian in seiner 30 Zimmer Villa über die Runden kommt. Das ausgerechnet Real Madrid und der spanische Verband dies skandalös findet, ist eigentlich an Ironie nicht zu überbieten. Man regt sich auf, wie PSG Mbappé mit Kohle zuscheisst. Nur weil man eigentlich vorhatte selbst den guten Kylian mit Kohle zuzuscheissen. Immer wenn man denkt es geht nicht mehr blöder, dann kommt irgend so ein Clown um die Ecke und beweist einem das Gegenteil. Bitte, bitte holt einer die Super-League Pläne wieder aus der Schublade. Ich hab keinen Bock mehr. Lasst die ganzen Irren ihr Spielzeug haben. Dann hätten wir sie endliche los und könnten uns wieder um das Wichtige, den Fußball kümmern. Ich möchte beim Fußball keine bekloppten Scheichs und Oligarchen sehen, sondern 30.000 Frankfurter die durch Europa reisen!
So, das war die vergangene Saison und ihre Merkwürdigkeiten. Am Ende hofft man, dass es doch in Zukunft besser werden wird. Im Rückblick merk man leider, dass dieser Wunsch in der Regel nicht in Erfüllung gegangen ist. Und so fürchte ich, dass dies auch diesmal leider nicht der Fall sein wird. Denn schon im Winter steht die nächste harte Prüfung für alle Fußball Fans an – die WM im sympathischen Wüstenstaat Katar.
In diesem Sinne, kommt gut durch die Sommerpause. Bleibt positiv. Was bleibt einem sonst auch übrig. Bis zu nächsten Mal.